Die Positionierung im Zentrum des Diagramms entspricht dem tiefsten Wert, während die Positionierung am Rand des Netzes dem höchsten Wert entspricht. Sie verdeutlichen, wie unterschiedlich die Faktorportfolios zusammengesetzt sind. Als Ergänzung zur Eigenkapitalrendite wird auch die Gesamtkapitalrendite (engl. Profitability, EBIT / Total Assets) miteinbezogen. Diese Rentabilitätskennzahl wird nicht von der Anzahl Aktien oder der Finanzierungsstruktur beeinflusst. Als wichtige Bewertungskennzahl berücksichtigen wir auch das Kurs/Cashflow-Verhältnis (engl. Price to Cashflow), welche nicht von bilanzpolitischen Massnahmen beeinflusst wird. Zur Berechnung dieser Kennzahlen greifen wir auf Bloomberg zurück, was die Analyseperiode auf den Zeitraum von 31.12.2013 bis 30.06.2018 verkürzt. Die Resultate bestätigen jedoch die längerfristigen Beobachtungen in Abbildung 1 und 2.
Das Quality-Portfolio zeigt eine überdurchschnittlich hohe Gesamtkapitalrendite und Eigenkapitalrendite (ROE) bei gleichzeitig tiefem Verschuldungsgrad. Qualität hat jedoch ihren Preis, wie das hohe Kurs/Cashflow-Verhältnis und die hohe KBV und KGV in Abbildung 1 und 2 unterstreichen.
Das Value-Portfolio zeigt gerade bei den vorher genannten Kennzahlen (Gesamtkapitalrendite, Eigenkapitalrendite, Kurs/Cashflow-Verhältnis) sehr tiefe Werte, wohingegen der Verschuldungsgrad am höchsten ausfällt. Bei der Dividendenrendite liegt Value an der oberen Grenze. Die Value Positionierung ist damit komplementär zu Quality. Beim Risiko weist Value dafür die höchsten Wertschwankungen auf.
Das Low-Volatility-Portfolio glänzt mit der klar tiefsten Volatilität, eine sehr wichtige Eigenschaft in der Gestaltung eines Multi-Faktor-Portfolios, und generiert die höchste Dividendenrendite. Bei den anderen Kennzahlen bewegt sich dieser Ansatz im Mittelfeld zwischen Value und Quality.
Kann man Low Volatility also als Kombination von Value und Quality auffassen? Die Analyse im ersten Teil sowie der Kennzahlenvergleich unterstützen diese Schlussfolgerung nicht. Die drei Portfolios glänzen mit spezifischen Eigenschaften. Insgesamt weisen sie einen eher komplementären Charakter auf. Verglichen mit dem Benchmark zeigen Low Volatility und Quality gewisse qualitative Ähnlichkeiten, die Verwandtschaft ist aber relativ entfernt.
In Teil 3 werden wir die Sensitivitäten der drei Faktorportfolios zu den in der Finanzliteratur bekannten Fama-French Faktoren evaluieren. Die Analyse anhand statistischer Kennzahlen wird verdeutlichen, ob die Ergebnisse aus Teil 1 und 2, welche auf einem deskriptiven und qualitativen Vergleich basieren, bestätigt werden können.
[1] Indexdaten sind ab 2002 verfügbar, Startzeitpunkt analog Stichtagen der MSCI Index-Reviews (jeweils per 31.05. und 31.11.).
[2] Mit ca. 3 % ist die Aktienrückkaufrendite etwa doppelt so hoch als die Dividendenrendite. Die Aktienrückkaufrendite wird als Wert der zurückgekauften Aktien durch Marktkapitalisierung berechnet. Es ist interessant, dass historisch gesehen über die Periode 2002–2018 die jährliche Aktienrückkaufrendite bei IT Firmen und beim Quality-Portfolio immer höher als die Dividendenrendite war. Die Berechnungen basieren auf Bloomberg Daten.
[3] Um die Kennzahlen auf eine einheitliche Skalierung zu bringen, wird der Median der einzelnen Messgrössen (z. B. ROE) je Portfolio berechnet und anschliessend mit einer MinMax-Skalierung auf das Intervall [0, 1] normiert. Die Datenquelle ist Bloomberg was die Berechnung von zusätzlichen Kennzahlen wie Gesamtkapitalrendite oder Kurs/Cashflow-Verhältnis ermöglicht. Jedoch beschränkt sich dadurch der Beobachtungszeitraum auf die Periode 31.12.2013 – 30.06.2018.