Nachhaltigkeit
13. Januar 2019
6 Minuten

Nachhaltigkeit harmoniert mit Anlagestil "Minimum Risiko"

Nachhaltigkeitskriterien lassen sich nicht mit jedem Anlagestil gleich gut kombinieren. Es lohnt sich, die eigene Anlagestrategie diesbezüglich zu überprüfen.

Michael Frei, CFA
Carmine Orlacchio
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Nachhaltigkeit wandelt sich gerade vom Nischenthema zum neuen Anlagestandard von institutionellen Investoren: Viele Pensionskassen suchen nach Lösungen, wie sie Nachhaltigkeitskriterien (Englisch ESG für Environmental, Social and Governance) in ihren Anlageprozess integrieren können. Sie tun dies nicht der höheren, sondern der sauberen Rendite wegen – aus eigener Überzeugung, oder auf Druck von aussen. Umweltorganisationen, Medien, Politik, die Öffentlichkeit und immer mehr auch die Versicherten verlangen, dass die Vorsorgeeinrichtungen einen aktiven Beitrag zu einer ökologisch und gesellschaftlich nachhaltigen Wirtschaft leisten.

Passiv nachhaltig…

Nur verträgt sich nachhaltiges Anlegen eher schlecht mit einem etablierten Anlagetrend: dem passiven Indexieren. Wer indexiert, unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Risiken, oder zwischen nachhaltigen und kontroversen Anlagen, sondern überlässt die Wahl dem Markt. Zurecht? Der Markt müsste demnach die «Bösewichte» mit einem Kursabschlag und einer tieferen Rendite bestrafen. Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein: Aktien von Firmen, die in gesellschaftlich kontroversen Branchen wie in der Waffenindustrie oder in der Alkohol- und Tabakherstellung tätig sind, schneiden sogar regelmässig besser ab als der Marktindex Geht Nachhaltigkeit allenfalls sogar auf Kosten der Rendite? Das kann tatsächlich zutreffen, wenn Nachhaltigkeit bei einer indexierten Umsetzung einzig nach dem Ausschlussprinzip angewendet wird, indem Aktien von Firmen, welche die ESG-Kriterien nicht erfüllen, vom Portfolio ausgeschlossen werden. Dies schränkt das Anlageuniversum ein, ohne dafür vom Markt mit einer Prämie belohnt zu werden. Anleger tun deshalb gut daran, ihre passive Anlagestrategie kritisch zu hinterfragen.

…oder besser nachhaltig aktiv?

Wohl ist Indexieren einfach, praktisch und kostengünstig – aber es gibt aktive Anlagestile mit einem besseren Risiko-Rendite-Profil. Als Alternative rücken alte Bekannte wieder in den Fokus der Investoren: Die Faktoren. Faktor-Investing ist ein aktiver Anlagestil, der durch die systematische Selektion und Gewichtung von Titeln mit bestimmten Eigenschaften charakterisiert ist. Wissenschaftlich fundiert sind Value, Size, Momentum (bekannt auch als Fama-French-Faktoren) sowie Quality und Minimum Risiko. Diese Faktoren werden vom Markt langfristig mit einer Renditeprämie – der sogenannten Faktorprämie – honoriert. MSCI (2016) hat untersucht, was mit der Wirkung eines Faktors passiert, wenn dieser mit Nachhaltigkeitskriterien kombiniert wird. Die Studie vergleicht Portfolios, die jeweils eine bestimmte Faktorstrategie abbilden: Value, Size, Momentum sowie Dividend Yield, Quality und Minimum Volatility (Minimum Risiko.

Dabei zeigt sich, dass sich Nachhaltigkeit nicht mit allen Anlagestilen gleich gut verträgt: Am wenigsten gut vereinbar ist Nachhaltigkeit mit den Faktoren Value und Size. Hier scheinen sich die beiden Ansätze quasi gegenseitig auszuhebeln. Die Faktorprämie wird durch die Integration von ESG-Restriktionen deutlich eingeschränkt.

Nachhaltigkeit harmoniert mit Anlagestil Minimum Risiko

Mit dem Minimum-Risiko-Faktoransatz hingegen ist die Übereinstimmung gross: Firmen, deren Aktienpreis nur wenig schwankt und sich stabil entwickelt, sind häufig auch umsichtig geführt und verstossen im Durchschnitt weniger gegen wesentliche ökologische oder gesellschaftliche Standards. Nachhaltigkeit lässt sich deshalb sehr gut mit einem risikobasierten Anlageansatz wie Minimum Risiko umsetzen: Weder führt es zu einer Renditeeinbusse, noch verwässert sich dadurch die Charakteristik des Anlagestils. Es resultiert ein risikooptimiertes und nachhaltiges Aktienportfolio, welches langfristig dem Marktdurchschnitt (Index) überlegen ist.

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