Nachhaltigkeit wandelt sich gerade vom Nischenthema zum neuen Anlagestandard von institutionellen Investoren: Viele Pensionskassen suchen nach Lösungen, wie sie Nachhaltigkeitskriterien (Englisch ESG für Environmental, Social and Governance) in ihren Anlageprozess integrieren können. Sie tun dies nicht der höheren, sondern der sauberen Rendite wegen – aus eigener Überzeugung, oder auf Druck von aussen. Umweltorganisationen, Medien, Politik, die Öffentlichkeit und immer mehr auch die Versicherten verlangen, dass die Vorsorgeeinrichtungen einen aktiven Beitrag zu einer ökologisch und gesellschaftlich nachhaltigen Wirtschaft leisten.
Passiv nachhaltig…
Nur verträgt sich nachhaltiges Anlegen eher schlecht mit einem etablierten Anlagetrend: dem passiven Indexieren. Wer indexiert, unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Risiken, oder zwischen nachhaltigen und kontroversen Anlagen, sondern überlässt die Wahl dem Markt. Zurecht? Der Markt müsste demnach die «Bösewichte» mit einem Kursabschlag und einer tieferen Rendite bestrafen. Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein: Aktien von Firmen, die in gesellschaftlich kontroversen Branchen wie in der Waffenindustrie oder in der Alkohol- und Tabakherstellung tätig sind, schneiden sogar regelmässig besser ab als der Marktindex Geht Nachhaltigkeit allenfalls sogar auf Kosten der Rendite? Das kann tatsächlich zutreffen, wenn Nachhaltigkeit bei einer indexierten Umsetzung einzig nach dem Ausschlussprinzip angewendet wird, indem Aktien von Firmen, welche die ESG-Kriterien nicht erfüllen, vom Portfolio ausgeschlossen werden. Dies schränkt das Anlageuniversum ein, ohne dafür vom Markt mit einer Prämie belohnt zu werden. Anleger tun deshalb gut daran, ihre passive Anlagestrategie kritisch zu hinterfragen.