Marktgeschehen
09. Oktober 2023
5 Minuten

Steigende Zinsen und bröckelnde Aktienkurse

Anziehende Zinsen und schwache Konjunkturaussichten hinderten die Aktienmärkte im ersten Halbjahr nicht daran, ein deutliches Plus zu verbuchen. Wie schon im letzten Marktkommentar und im neusten Blogbeitrag «Ein Höhenflug auf tönernen Füssen» skizziert, basierte dieser Aufschwung zu grossen Teilen auf der starken Performance einiger wenigen, grosskapitalisierten Unternehmen. Konkret waren es die US Technologiegiganten wie Apple, Microsoft oder Amazon, die sich dem Sog der Zinsentwicklung entziehen konnten. Im 3. Quartal kam es nun zu ersten Anzeichen einer Normalisierung dieses Zustandes.

Die Notenbanken haben im Q3 weiter an der Zinsschraube gedreht. Sowohl die EZB als auch die US Fed hoben die Leitzinsen an, wobei letztere im September nun eine Pause einlegte. Trotz diesem Innehalten der amerikanischen Währungshüter setzte sich die Ansicht durch, dass das Zinsniveau zwar nicht mehr gross steigen, aber dafür länger auf dem heutigen Stand verharren dürfte als bisher angenommen. Die globalen Zinsen – insbesondere am längeren Ende – zogen in der Folge weiter an. Die Anleihenmärkte hatten ein weiteres negatives Quartal zu verbuchen. Und auch an den Aktienmärkten ging diese Entwicklung nicht spurlos vorbei. Gerade für die zinssensitiven Wachstumstitel waren dies schlechte Neuigkeiten, profitierten sie doch noch bis vor kurzem von der Annahme, dass die Geldpolitik schon im laufenden Jahr wieder gelockert werden könnte. Die Inflation dürfte uns aber noch länger beschäftigen – neue Jahreshöchstwerte des Erdölpreises unterstreichen dies deutlich.

Auch die Konjunkturdaten waren nicht gerade förderlich für die Aktienperformance. Während sich die US Wirtschaft immer noch relativ gut behaupten konnte, kommt der Motor in Europa und allen voran in China ins Stottern. Im Reich der Mitte verschärfte sich die Immobilienkrise weiter und zog zunehmend auch andere Sektoren mit in die Tiefe. So verschlechterte sich nicht nur die Konsumentenstimmung, sondern auch das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems. Die Angst vor einem Überschwappen auf andere Märkte ist gross.

Nach einem Sommer mit extrem tiefem Volatilitätsniveau, stieg das Aktienmarktrisiko im August und September wieder etwas an. In einem Umfeld nachlassender Kurse – speziell bei den risikoreicheren Technologiewerten – konnten unsere risikooptimierten Aktienstrategien in den meisten Anlageuniversen den Verlust reduzieren oder sogar im Plus schliessen und darüber hinaus auch eine Outperformance erzielen. So zum Beispiel bei Welt ex Schweiz, Emerging Markets oder den Schweizer Aktienfonds. In den letzten beiden liegen wir auch seit Jahresbeginn vor den Vergleichsindizes. Mit Rückstand beendete hingegen der Aktien China Fonds das 3. Quartal – in einem negativen Quartal nicht das zu erwartende Resultat. Im Juli kam es am chinesischen Aktienmarkt jedoch zu einer kurzen, aber starken Erholungsrallye, in der unsere Strategie erwartungsgemäss hinter die kapitalgewichtete Benchmark zurückfiel. In den darauffolgenden negativen Monaten August und September konnte der Fonds aber wieder seinen risikoreduzierenden Charakter unter Beweis stellen und den Rückstand verringern. Von Vorteil war dabei sicher auch, dass der Fonds kein Exposure im hochverschuldeten Immobiliensektor aufweist – die Risikooptimierung mit vorgelagerten Risikofiltern verrichtete vorbildlich ihren Dienst.

Die Anleihenmärkte hatten im Q3 einiges zu schlucken. Speziell bei den längeren Laufzeiten resultierte eine klar negative Performance. Apropos lange Laufzeiten: Da wurde 2020 eine österreichische, 100-jährige Staatsanleihe mit einem für damalige Verhältnisse äusserst attraktiven Coupon von 0.85% herausgegeben. Diese wird mittlerweile zu 33 Cent auf den Euro gehandelt – lange Duration wiegt schwer, wenn es schiefläuft. Da hilft auch die hohe Bonität des Schuldners nicht. Für den gepeinigten Investor gibt es aber Hoffnung: Spätestens in 97 Jahren sollte die Anleihe wieder zu pari zurückbezahlt werden. Unsere Staatsanleihenfonds fahren glücklicherweise keine derartig hohen Zinsrisiken. Aber auch so konnten sie sich dem Abwärtstrend nicht gänzlich widersetzen. Immerhin lieferten sie im letzten Quartal dank kürzerer Duration und einem Übergewicht in positiv rentierenden, britischen Staatsanleihen eine Outperformance gegenüber den Vergleichsindizes ab. Dank sinkenden CHF-Zinsen konnte dafür der Bond CHF Fonds mit einem leichten Plus und Outperformance das Quartal beenden.

Die letzten Monate haben einmal mehr gezeigt, dass aus dem Überflieger auch schnell der grosse Verlierer werden kann. Was heute gut klingt, kann morgen schon übel scheppern. Wir halten daher an konsequenter Diversifikation und diszipliniertem Risikomanagement fest.