Shell und BHP
Rohstofffirmen sind vergleichsweise häufig in soziale und ökologische Skandale involviert. Meist agieren sie in politisch instabilen Ländern, in denen Korruption und schlechte Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung sind. Zudem ist der Abbau von Rohstoffen immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden und kann sehr schnell katastrophale Auswirkungen auf Flora und Fauna ganzer Landstriche haben.
Unsere beiden Beispielfirmen Shell (Öl- und Gasförderer) und BHP (Minenbetreiber) kamen genau hier ins Stolpern und wurden von MSCI und UN Global Compact (im Falle von BHP auch von den «Guiding Principles for Business and Human Rights») auf die schwarze Liste gesetzt. Zwar haben sie ein gutes ESG Rating (was bedeutet, dass sie innerhalb ihrer Industrie eigentlich zu den nachhaltigeren Akteuren zählen), trotzdem sind sie aber in schwerwiegende Skandale verwickelt.
Shell steht vor allem aufgrund seiner Erdölförderung in Nigeria am Pranger. Dabei wurden weite Teile des Nigerdeltas verschmutzt – mit massiven Auswirkungen auf die Natur, aber auch auf die Gesundheit und die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung. Ähnlich klingt die Geschichte bei BHP: Bei einem Dammbruch in der Germano Eisenerzmine in Mariana (Brasilien) starben 19 Menschen und über 30 Mio. Kubikmeter giftiger Schlamm traten aus. Beide Ereignisse zogen nicht nur grosses Leid nach sich, sondern belasten die beiden Unternehmen bis heute in rechtlicher und finanzieller Sicht. Mit fehlender Nachhaltigkeit geht also häufig auch ein wirtschaftliches Risiko einher.
Boeing und Lockheed Martin
Auch wenn die Rüstungsindustrie nicht gerade mit hohen Sympathiewerten auf sich aufmerksam macht, so ist sie per se nicht aus unserem Anlageuniversum ausgeschlossen. Es gibt aber Geschäftsfelder, die besonders heikel sind und daher spezielles Augenmerk verlangen. Einerseits sind dies Nuklearwaffen, andererseits sog. «kontroverse» Waffen (z.B. Streubomben).
Sowohl Boeing als auch Lockheed Martin sind in diesen Geschäftsfeldern aktiv und daher ausgeschlossen. Beide produzieren oder warten US Interkontinentalraketen (mit oder ohne Nuklearsprengkopf) und stellen Streumunition her. Boeing baut zudem den berühmten B-52 Bomber der US Air Force. Ein Flugzeug also, das mit dem Anspruch entwickelt wurde, Atombomben abwerfen zu können.
RWE und Evergy
Was haben RWE und Evergy gemeinsam? Beide produzieren Strom – einmal in Deutschland und einmal in den USA - und sie sind beide aus dem OLZ Universum ausgeschlossen. Aber weshalb? Die Antwort lautet Kraftwerkskohle! Der Abbau und die Verbrennung von Braunkohle hinterlässt nicht nur landschaftliche Schäden, sondern ist auch äusserst schädlich für unser Klima. RWE erzielt rund 18% des Umsatzes mit Kohlekraftwerken, bei Evergy liegt dieser Wert bei fast 30%. Damit liegen sie beide über unserem Maximalwert von 10%. Dieser gilt übrigens auch für die Produzenten von Ölsand, die vorwiegend in Kanada domiziliert sind.
Nissan
Unser letztes Beispiel ist der japanische Autobauer Nissan, der v.a. mit einer im Sektorvergleich mangelhaften Corporate Governance und Missmanagement negativ auffällt. Das Unternehmen wird dabei von MSCI mit dem tiefst möglichen ESG Rating «CCC» bewertet. Nissan hält zusammen mit Renault gegenseitige Beteiligungen am jeweils anderen Unternehmen (Nissan 15% an Renault, Renault wiederum 43% an Nissan). Diese Überkreuzbeteiligungen bergen das Risiko einer Doppelzählung des eigentlichen Unternehmenswertes und sind mit guter Corporate Governance nicht vereinbar. Zudem ist Nissan in stetigem Konflikt mit den Aufsichtsbehörden – sei es wegen Verstössen gegen die Finanzvorschriften, der Fälschung von Verbrauchsdaten oder der Manipulation von Emissionstests.
Zusammenfassung
Die aufgeführten Beispiele waren nur eine kleine Auswahl an Firmen, die unsere Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen. Aus dem über 1'500 Titel umfassenden MSCI World Index schliessen wir aktuell insgesamt 65 Titel aus, die häufig mehr als eines der aufgeführten Kriterien verletzen. Das Anlageuniversum ist aber gross genug, sodass diese Reduktion an Freiheitsgraden verschmerzbar ist. Dafür können wir so das ESG-Profil unseres Fonds signifikant verbessern und einen Mindeststandard an Nachhaltigkeit garantieren.