Aus der alternativen Ecke in den Fokus der Pensionskassen und Versicherungen: Von institutionellen Anlegern wird zunehmend verlangt, dass sie Nachhaltigkeitskriterien in ihren Anlageprozess miteinbeziehen. Auch viele Privatanlegerinnen und -anleger investieren lieber in Firmen, die ökologisch und sozial Verantwortung übernehmen. Nachhaltig Anlegen ist allerdings nicht ganz trivial und wirft viele neue Fragen auf:
Wie setzen wir Nachhaltigkeit effektiv um?
Welche ESG-Kriterien (engl. für Environmental, Social and Governance) wenden wir an – und wie streng?
Hinzu kommt die Renditefrage, welche Stiftungsräte von Pensionskassen umtreibt: Empirisch ist schliesslich erwiesen, dass sogenannte «Sin Stocks» von Firmen, die in gesellschaftlich kontroversen Branchen wie in der Waffenindustrie oder in der Alkohol- und Tabakherstellung tätig sind, regelmässig rentabler sind als der Marktindex (oder etwa doch nicht? Lesen Sie mehr dazu in unserer OLZ Research Note 1.2018). Geht Nachhaltigkeit also auf Kosten der Rendite? Etwas, das sich die wenigsten Pensionskassen angesichts der tiefen Zinsen leisten könnten. OLZ hat sich mit Sabine Döbeli, CEO, Swiss Sustainable Finance über diese Fragen unterhalten.
Institutionelle Vermögen als Wachstumstreiber
Sabine Döbeli ist überzeugt, dass nachhaltiges Anlegen mehr ist als eine neue Modeerscheinung der Finanzindustrie. Nicht hohe Renditeversprechen von Banken lösten den Trend aus, sondern der Einfluss von Umweltorganisationen, Medien und Öffentlichkeit. In mehreren europäischen Ländern spielten auch Änderungen in der Regulierung eine Rolle. In der Schweiz geht der starke Zuwachs in nachhaltige Anlagen vor allem auf das Konto der institutionellen Investoren, insgesamt werden 266 Mrd. CHF nachhaltig angelegt (Stand 2016). Dennoch nimmt die Schweiz keine Pionierrolle ein, auch weil sie, anders als etwa Frankreich oder Grossbritannien, auf den freiwilligen Weg setzt. Begrüsst wird die Umstellung auf Nachhaltigkeit auch von den Begünstigten der Pensionskassen. Diese wären gemäss einer Umfrage sogar bereit, dafür eine Renditeeinbusse in Kauf zu nehmen. «Ihnen fehlt das Sprachrohr, um aktiv Einfluss zu nehmen» stellt Döbeli jedoch fest.