Nachhaltigkeit
19. September 2024

Proxy Voting im Aktien Schweiz Universum: Ein Rückblick auf das GV-Jahr 2024

Liegen die Aktien direkt im eigenen Depot, werden die Anleger automatisch an die Generalversammlungen eingeladen. Es steht ihnen frei, (physisch oder heutzutage auch elektronisch) daran teilzunehmen oder ihre Stimme von unabhängigen Stimmrechtsvertretern ausüben zu lassen. Anders sieht es aus, wenn Aktien über einen Fonds gehalten werden. Hier obliegt es der Fondsleitung, die Stimmrechte auszuüben. Zudem befinden sich dutzende, wenn nicht gar hunderte von Einzeltiteln in einem Fondsportfolio, bestenfalls von Firmen, die über den ganzen Globus verteilt sind – die aktive Ausübung wird dann so oder so zur Herausforderung.

Governance als Teil von ESG bedeutet in diesem Kontext, als Vermögensverwalter die Stimmrechte im Sinne des Aktionärs (sprich des Kunden) auszuüben und nicht blind den Empfehlungen des Managements zu folgen. Die Geschichte hat wiederholt gezeigt, dass die Interessen von Verwaltungsrat, Management und Aktionariat nicht immer deckungsgleich verlaufen – kritisches Hinterfragen ist also definitiv angebracht.

Doch wer geht am Ende effektiv an die Generalversammlung? Und wer bestimmt die Regeln, nach denen die Stimmrechte ausgeübt werden? Wie in anderen Themenbereichen unseres Nachhaltigkeitsansatzes stützen wir uns schon rein aus Kapazitätsgründen auch hier auf externes Knowhow ab. Etablierte Stimmrechtsvertreter haben sich darauf spezialisiert, die Aktionäre gesammelt zu vertreten. Damit ist nicht nur die aktive Ausübung garantiert, sondern es wird damit auch die Schlagkraft für gemeinsame Anliegen erhöht. Die Vertreter orientieren sich bei den Abstimmungen an Richtlinien, die im Vorfeld mit dem Fondsanbieter (oder anderen institutionellen Anlegern) definiert wurden. Diese können für einen Fonds individuell ausgestaltet werden oder man schliesst sich einem bereits vorhandenen Regelwerk an, die ihrerseits auf breit abgestützten, internationalen Initiativen und Richtlinien basieren.

Bei der OLZ haben wir seit dem Jahr 2022 die Möglichkeit, beim Aktien Schweiz und Aktien Schweiz Small & Mid Caps Fonds aktiv am Proxy Voting teilzunehmen. Diese Praxis ermöglicht es uns, nicht nur als Investoren aufzutreten, sondern auch einen direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Unternehmen zu nehmen, in die wir investieren. Mithilfe der ISS SRI Policy können wir dabei sicherstellen, dass unsere Abstimmungen auf nachhaltigen und ethischen Grundsätzen basieren. Die SRI Policy (Socially Responsible Investment Policy) ist ein umfassender Leitfaden für sozial verantwortliches Investieren. Sie umfasst Richtlinien, die gewährleisten sollen, dass alle Anlageentscheidungen ethischen, ökologischen und sozialen Standards entsprechen. Dies bedeutet, dass wir nicht nur finanzielle Aspekte berücksichtigen, sondern auch die Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Unternehmensstrategien sowie die Qualität der Unternehmensführung in unsere Überlegungen einbeziehen.

Im Jahr 2024 haben wir bei 33 Generalversammlungen teilgenommen und zu insgesamt 763 Abstimmungen Stellung genommen. Diese Anzahl verdeutlicht unser Engagement, aktiv Einfluss auf die Unternehmensführung zu nehmen und unsere Investitionen nachhaltig auszurichten. Von diesen Abstimmungen haben wir in 73,79% der Fälle mit dem Management gestimmt, was zeigt, dass wir in der Regel den Vorschlägen gefolgt sind, wenn sie mit unseren Nachhaltigkeitskriterien übereinstimmten. In 26,21% der Fälle haben wir jedoch Gegenstimmen abgegeben, wenn wir der Auffassung waren, dass die Vorschläge nicht mit unseren ethischen und nachhaltigen Standards übereinstimmen.

Überblick über das Proxy Voting im 2024

Ein Schwerpunkt unserer Gegenstimmen lag im Bereich der Governance, insbesondere bei Themen, die den G-Pillar betreffen. Der G-Pillar umfasst folgende wesentliche Aspekte:

  • Unabhängigkeit des Verwaltungsrates: Ein zentraler Bestandteil der guten Unternehmensführung ist die Unabhängigkeit des Verwaltungsrates. Wir legen großen Wert darauf, dass die Verwaltungsräte nicht nur dem Management, sondern auch den Interessen der Aktionäre verpflichtet sind. Unabhängigkeit fördert objektive Entscheidungen und hilft, Interessenkonflikte zu vermeiden. Aus diesem Grund haben wir bei einigen Traktanden entgegen dem Vorschlag des Verwaltungsrates gehandelt und gewisse Personen nicht (wieder-)gewählt.

  • Vergütungspolitik: Die Vergütung des Managements ist ein weiterer wichtiger Punkt. Wir überprüfen, ob die Vergütungspolitik fair und leistungsorientiert ist und im Einklang mit der Unternehmensperformance steht. Überhöhte Boni, die nicht durch entsprechende Unternehmensleistungen gerechtfertigt sind, stehen im Widerspruch zu unseren Prinzipien der fairen und verantwortungsvollen Vergütung und wurden aus diesem Grund auch nicht befürwortet bei den Generalversammlungen.

  • Aktionärsrechte: Der Schutz und die Stärkung der Rechte der Aktionäre sind entscheidend für eine transparente und partizipative Unternehmensführung. Wir stimmen gegen Vorschläge, die die Mitbestimmungsrechte der Aktionäre einschränken oder die Transparenz der Unternehmensführung reduzieren.

Unser Ziel beim Proxy Voting ist es, sicherzustellen, dass Unternehmen, in die wir investieren, nicht nur finanziell erfolgreich sind, sondern auch ethisch und ökologisch verantwortungsvoll agieren. Durch unsere kritischen Abstimmungen tragen wir dazu bei, dass nachhaltige Prinzipien in der Unternehmensführung verankert werden und dass die langfristigen Interessen aller Stakeholder berücksichtigt werden.

Zusammengefasst bietet das Proxy Voting eine wertvolle Gelegenheit, aktiv Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu nehmen und sicherzustellen, dass unsere Investitionen mit unseren nachhaltigen und ethischen Werten übereinstimmen. Es ist ein bedeutender Bestandteil unseres Engagements für verantwortungsbewusstes Investieren und hilft dabei, eine positive und nachhaltige Entwicklung in den Unternehmen zu fördern, in die wir investieren. Leider werden die aber meisten Vorlagen immer noch von vielen grossen Fondsanbietern einfach durchgewunken. Doch der Druck steigt, sich der Verantwortung gegenüber den Endkunden zu stellen und nachhaltigen Einfluss auf die Firmen zu nehmen – denn es gilt: Aktive Aktionäre stärken die Corporate Governance.

 

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