Vermögensverwaltung
21. September 2021
20 Minuten

Warum chinesische Aktien in ein Portfolio gehören

Christa Janjic-Marti
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Erfahren Sie, warum das Risiko für internationale Unternehmen steigt, lukrative Marktanteile zu verlieren und wie die Flexibilität, einzelne Unternehmen oder sogar ganze Sektoren auszuschliessen, Risiken reduzieren kann, insbesondere in einem sich schnell verändernden Umfeld. In Zusammenarbeit mit Christa Janjic-Marti, Partner WPuls AG, entstand zur Lancierung unseres Aktien China Fonds die nachfolgende Publikation.



Christa Janjic-Marti.
Christa Janjic-Marti
Partnerin und CEO, WPuls AG

Christa Janjic-Marti berät seit 2013 Banken, Pensionskassen und Stiftungen für Wellershoff & Partners / WPuls in Investitionsfragen. Seit 2018 leitet sie den Bereich Investment Services. Zuvor arbeitete sie während 12 Jahren als Ökonomin für die UBS Investment Bank in Zürich, Singapur und London. Sie studierte Volkswirtschaft an den Universitäten Lausanne und Cambridge (Grossbritannien) und schloss mit einem Master in Ökonomie ab. Mehr über WPuls AG.

Warum chinesische Aktien in ein Portfolio gehören

Westliche Firmen haben in China in den vergangenen Jahren viel Geld verdient. Es sind aber bereits heute vor allem chinesische Firmen, welche den grössten Binnenmarkt der Welt unter sich aufteilen. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren nochmals verstärken. Anleger, die von den Anlagechancen und der Diversifikationsmöglichkeiten chinesischer Aktien profitieren wollen, werden vermehrt in chinesische Aktien direkt investieren müssen.

Das Reich der Mitte ist mit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Wirtschaft der Volksrepublik China ist nach den USA die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, gemessen an der Kaufkraftparität sogar die grösste. Und spätestens seit der Bandenwerbung an der Fussball-Europameisterschaft im Sommer 2021 haben chinesische Firmen auch internationale Bedeutung gewonnen: Die grössten Banken der Welt sind chinesisch, das grösste Versandhaus der Welt ist chinesisch und die grösste Super-App der Welt ist chinesisch. Alibaba, Xiaomi oder Huawei sind auch für westliche Konsumenten ein Begriff.

VW, Apple und dergleichen genügen nicht

Im Gegensatz dazu nehmen chinesische Aktien in den Anleger-Portfolios noch immer eine unbedeutende Rolle ein. Noch immer machen Aktien aus Industriestaaten, vor allem aus den USA, den Grossteil des Aktienengagements hiesiger Anleger aus. So beläuft sich die Gewichtung chinesischer Aktien im MSCI All Country World Index, einer der gängigsten Basis-Indizes für passive Anlagen, auf gerade 4 Prozent.

Es stimmt zwar, dass sich die grosse Wirtschaft der Volksrepublik auch in den Aktienkursen von westlichen Unternehmen widerspiegelt. Diesen riesigen Markt aber lediglich mit Titeln von Firmen aus Industrienationen abzubilden, bedeutet letztlich aber auf Renditechancen und Diversifikation zu verzichten. So setzt der deutsche Autohersteller VW zwar rund 40 Prozent aller Fahrzeuge in China ab. Mit dem Kauf von VW-Aktien lässt sich aber der chinesischen Automarkt nicht abdecken, da er die schnellwachsenden, chinesischen Fahrzeughersteller ausser Acht lässt. Und obwohl rund 20 Prozent des Gewinnes von Apple aus Verkäufen im Reich der Mitte stammt, teilen sich in erster Linie chinesische Firmen den Smartphone-Markt in der Volksrepublik auf. Wichtige Sektoren wie Social Media, Kommunikation, Finanzen, Versicherungen oder Versorger können im Übrigen kaum über internationale Aktien abgedeckt werden.

Lokal statt international

Auch aus Risikoperspektive drängt sich eine direkte Anlage in chinesischen Aktien zunehmend auf. Unter der Regierung des Parteipräsidenten Xi Jinping richtet die Volksrepublik ihren Blick vermehrt gegen innen. Produkte und Dienstleistungen sollen in wachsendem Masse im Land selbst hergestellt werden. Die Forschung und Entwicklung soll der Binnenwirtschaft dienen. Mit dem zunehmenden Druck von aussen und dem erstarkten Selbstbewusstsein sucht die Parteiführung auch nicht mehr das Prestige, das es früher in den ausländischen Investitionen sah. Damit steigt das Risiko, dass ausländische Firmen lukrative Marktanteile verlieren werden.

Wirtschaft zwischen Kapitalismus und Kommunismus

Zahlreiche, teils drastische wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Eingriffe in den letzten Monaten haben mehr denn je deutlich gemacht, wie wichtig der Faktor Politik für Anleger in der Volksrepublik ist. In der Tat wird das chinesische Wirtschaftssystem derzeit heftig umgebaut. Die Marktmacht wird von den privaten Firmen auf den Staat zurückverlagert. Der paternalistische Staat kontrolliert Daten, schränkt mittels Regulierung Geschäftsmodelle ein und forciert «freiwillige Spenden». Das macht chinesische Aktien aus unserer Sicht nicht uninvestierbar. Klar ist, dass mit dem alleinigen Machtanspruch der kommunistischen Partei das Land immer anders sein und andere Regeln befolgen wird als westliche Demokratien. Letztlich müssen Anleger die politischen Risiken, die sie sich ins Portfolio legen, mit ihrer eigenen Anlagephilosophie abstimmen. Nicht in chinesische Aktien zu investieren, heisst aber in der zunehmend bipolaren Welt auf Diversifikation zu verzichten.

Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand

Die derzeitige Regulierungswelle muss auch im längerfristigen Kontext betrachtet werden. In den vergangenen 20 Jahren hat der chinesische Staat den Privatfirmen grossen Spielraum eingeräumt. Die Firmen konnten in einem wenig regulierten und kontrollierten Umfeld schnell wachsen. Fair war das Umfeld gerade für Arbeitnehmer, Kreditgeber oder kleinere Konkurrenten nicht immer.

Damit steigt auch das Risiko, dass internationale Firmen lukrative Marktanteile verlieren werden.

Auch die ökologischen Kosten dieser Politik wurden lange in Kauf genommen. Diese Umstände erklären mitunter die tiefen Rangierungen, welche chinesische Aktien in Nachhaltigkeitsratings einnehmen. Mit der aktuellen Regulierungswelle beabsichtigt die chinesische Parteispitze auch, diesem «Wilden Westen» etwas entgegenzutreten. Die kommenden Jahre werden weisen, ob die neue Ausrichtung das System als Ganzes nachhaltiger macht.

Bewertungen reflektieren höhere Risiken

Die Regulierungswelle seit dem Frühjahr hat zu heftigen Kursverlusten bei chinesischen Aktien geführt. Die beiden grössten Aktien Chinas, Tencent und Alibaba, haben mehr als einen Drittel ihres Wertes verloren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 sind chinesische Aktien aktuell rund 30 Prozent tiefer bewertet als globale Aktien. Dies übertrifft den «normalen» Abschlag, den Anleger für chinesische Aktien in der Vergangenheit bezahlt haben, deutlich. Chinesische Aktien enthalten damit bereits einen beträchtlichen Risikoabschlag.

Die Flexibilität, einzelne Firmen oder gar ganze Sektoren ausschliessen zu können, kann gerade in diesem sich schnell wandelnden Umfeld Risiken vermindern.

Während Regulierung und Politik wichtige Faktoren für Aktienanlagen in China darstellen, können Anleger Währungsrisiken gelassener entgegenschauen. Chinas Währung, der Renminbi, erwies sich in den letzten Jahren als eine der stabilsten und stärksten Währungen, stärker als der US-Dollar, der Euro und der japanische Yen. Dies wird sich aus unserer Sicht so schnell nicht ändern. Die chinesische Zentralbank wird den Wechselkurs mit Hilfe ihrer 4000 Milliarden US-Dollar an Währungsreserven sowie Kapitalverkehrskontrollen auch weiterhin eng kontrollieren.

Aktiver Anlageansatz von Vorteil

Wir sind der Überzeugung, dass eine aktive Anlagestrategie Nachhaltigkeitsüberlegungen sowie dem sich rapide verändernden Regulierungsumfeld besser Rechnung tragen kann als ein rein passiver oder index-naher Ansatz. Die Flexibilität, einzelne Firmen oder gar ganze Sektoren ausschliessen zu können, kann gerade in diesem sich schnell wandelnden Umfeld Risiken vermindern. Ein weiterer Grund für einen aktiven Anlageansatz im Falle eines China-Aktienmarktfonds ist die Aktienmarktaufteilung.

Das Universum chinesischer Aktien umfasst nebst den in der Volksrepublik kotierten Aktien vor allem Aktien, die ausserhalb des Festlands (vor allem in Hongkong und USA) kotiert sind. Der Anteil der auf dem Festland kotierten Aktien beträgt aktuell nur gerade 14 Prozent im MSCI China Index. Diese Aktien erwiesen sich in den turbulenten letzten Monaten deutlich widerstandsfähiger als die international gelisteten Titel.

Fazit

Anleger, die von den Anlagechancen und der Diversifikationsmöglichkeiten chinesischer Aktien profitieren wollen, werden vermehrt in chinesische Aktien direkt investieren müssen. Ein passiver oder index-naher Anlageansatz kann weder die Themen der Nachhaltigkeit noch die rapiden Veränderungen im regulatorischen und politischen Umfeld gezielt berücksichtigen. Ein aktiver Ansatz kann hier für Anleger einen Mehrwert schaffen.

Rechtliche Hinweise

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Impressum Herausgegeben von: WPuls AG, Zürich
Autoren: Christa Janjic-Marti
Konzeption: WPuls AG, Zürich

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